Kürzlich hatte ich eine Erkältung. Ich musste ein paar Tage das Bett hüten, Tee trinken, viel schlafen und mich ausruhen. Es gab eine Zeit, in der ein solcher Zustand das Normalste der Welt war. Es war üblich und völlig unproblematisch in den Wintermonaten eine Erkältung zu bekommen, sie zu durchstehen und wieder zu gesunden. Niemand machte Aufhebens davon, niemand verschwand tagelang hinter verschlossenen Türen und musste isoliert werden. Im Bett liegend wurde mir deutlich, wie unglaublich weit wir uns in den letzten beiden Jahren vom normalen Umgang mit Krankheit und Tod entfernt haben.
Wer oder was entscheidet eigentlich heutzutage über unsere Gesundheit? Sind es Modell- und Hochrechnungen, die uns eine mögliche Gefahrenlage prognostizieren, sie gar herbeireden? Sind es die Aussagen und Maßgaben von Politikern, die auch ohne jegliche medizinische Grundkenntnis unser Leben durch alle Instanzen hindurch bestimmen? Wie steht es um die evidenzbasierte Medizin, die sich danach richtet, was tatsächlich ist?
Als ich vor 30 Jahren in die medizinisch-therapeutische Begleitung von Menschen einstieg, lernte ich neben vielen anderen Dingen auch die Grundsätze der Immunologie. Es gehörte zum Grundlagenwissen, den Weg eines Virus im Körper und die daraus folgenden Abwehrmechanismen nachvollziehen zu können. An den Grundlagen dieses Wissen hat sich in den letzten 150 Jahren nichts Wesentliches geändert – bis Corona kam. Mit Corona wurde das Buch der Immunität neu geschrieben. Alle medizinischen Grundsätze verloren scheinbar von einem Tag auf den anderen ihre Gültigkeit. Doch dem ist nicht so. In den letzten beiden Jahren wurde auch bewiesen, dass SARS-CoV-2 die gleichen Reaktionsketten im Körper in Gang setzt, wie es durch den Kontakt mit jedem anderen Virus ebenfalls geschieht.
Im März 2020 erkrankte ich selbst an Corona. Das als „neuartig“ propagierte Virus sollte unberechenbar und schlimmer sein, als alle Viren, mit denen wir jemals in Kontakt gekommen sind. Ich war gespannt, hatte aber keine Angst, denn ich vertraute meinem Körper und seinen grenzenlosen Möglichkeiten der Selbstheilung. Die Symptome, die sich ausbildeten, ähnelten denen einer normalen Erkältung und hätten sich nicht Geschmacks- und Geruchsverlust gezeigt, so hätte ich nicht den Eindruck gehabt, an einem „neuartigen“ Virus erkrankt zu sein. Denn so neuartig, wie uns das Coronavirus verkauft wird, ist es nicht. Es gehört wie viele andere seiner Spezies zu einer großen Familie. Die ersten Aufzeichnungen über Coronaviren findet man bereits Mitte der 60er Jahre. Seit der Zeit rauschen in regelmäßigen Abständen Viren der Coronafamilie durch die Gesellschaft. Treten die Viren zum ersten Mal in Erscheinung, hinterlassen sie deutliche Erkältungsspuren, diese schwächen sich allerdings mit zunehmender Zeit und Dauer immer weiter ab. Es ist üblich und völlig normal, dass Viren je häufiger sie mutieren an Krankheitswert verlieren. Sie werden endemisch, sind dann zwar schneller übertragbar, aber ungefährlicher. Genau das ist es, was wir derzeit beobachten können.
Damals, als ich an Corona erkrankte, wunderte ich mich zudem darüber, dass die hochansteckende Krankheit niemanden außer mir in meiner Familie befiehl. Das war der Moment, an dem ich anfing erste Zweifel zu hegen und selbst Nachforschungen anzustellen. So stieß ich auf die Kreuzimmunität und wunderte mich nicht mehr. Meine Familie mussten im Laufe ihres Lebens bereits Kontakt mit einem Virus aus der Coronafamilie gehabt haben. Was zu dem Schluss führt, dass ihr Immunsystem bereits einen Abdruck im T-Zellgedächtnis abgelegt hatte und nun aufgrund dieser Bauanleitung in der Lage war Antikörper zu bilden, die auch gegen das SARS-CoV-2 Virus wirksam waren. Selbst wenn die Antikörper, die im Rahmen der Kreuzimmunität gebildet werden, nicht zu 100 % passgenau sind, so sind sie doch leistungsfähig gegen alle Verwandten der Coronafamilie. Medizinische Publikationen sprechen sogar davon, dass in der Gesellschaft 80 % aller Menschen kreuzimmun gegen Coronaviren sind und aus diesem Grunde nicht oder nur sehr leicht an Corona erkranken.
Doch zurück zu meiner eigenen Erkrankung. Sechs Wochen nach Erkrankungsbeginn habe ich mein Blut auf Antikörper untersuchen lassen. Wie zu erwarten war konnten IgAs (Immunglobulin A = Antikörper, die in den Schleimhäuten gebildet werden) und IgGs (Immunglobulin G = Antikörper, die sich im Blut befinden) nachgewiesen werden. Finden sich im Blut nach einer Infektion IgA und IgG, spricht man von einer sterilen Immunität. Sie ist das Zeichen einer kompletten immunologischen Reaktion und die Grundlage für eine langanhaltende Immunität.
Immer wieder wird uns erzählt, dass die Immunität, die wir nach durchgemachter SARS-CoV-2 Infektion haben, nur von kurzer Dauer sei. Aber das stimmt nicht und ist längst widerlegt. Bereits Ende 2020 wies Florian Deisenhammer von der Uni Innsbruck mit einer Studie*1 darauf hin, dass es nach einer Coronainfektion belastbare und langlebige Antikörper gibt.
Da ich selbst von medizinischem Forschergeist getrieben bin, wollte ich mir auch hier mein eigenes Bild machen. Ich las alles, was ich finden konnte und ließ nun im Halbjahresrhythmus mein Blut untersuchen. Durch den Vergleich meiner eigenen Blutuntersuchungen konnte ich das beständige Vorhandensein von Antikörpern beweisen. Natürlich sank der Antikörperspiegel mit der Zeit ab, was eine völlig normale Reaktion ist, aber ein Grundstock an neutralisierenden Antikörpern ist selbst zwei Jahre nach der Infektion noch nachzuweisen. Zudem befindet sich in meinem T-Zellgedächtnis ein Abdruck, der es dem Körper im Bedarfsfall ermöglicht erneut Antikörper zu bilden und so eine Erkrankung mit einem Virus aus der Coronafamilie und dessen Mutationen zu verhindern.
Somit kann man zweifelsohne sagen, dass eine durchgemachte Infektion der beste und langanhaltende Schutz gegen eine Infektion mit Coronaviren ist. Die Impfungen, die derzeit verabreicht werden, um einen Schutz hervorzurufen, sind bei weitem nicht in der Lage denselben Effekt zu erzielen, den die natürliche Immunisierung hervorruft. Und doch ist für jeden einzelnen wichtig - geimpft, genesen oder impffrei - herauszufinden, wie es um seinen Immunitätsstatus bestellt ist. Wir müssen verstehen, dass wir alle in einem Boot sitzen und es letztlich der Nachweis unserer Immunität ist, der das Ende dieser Situation herbeiführen kann.
So wie es ist, kann und darf es nicht weitergehen. Die Menschen, die sich für die Impfung entschieden haben, befinden sich in einer Impfauffrischungsdauerspirale und die, die Corona hatten und ihre Immunität beweisen können, gelten nicht als Genesene. Obwohl ich faktisch immun bin, spielt es dennoch keine Rolle, denn der Nachweis von Immunität hat derzeit seine Relevanz verloren. Er berechtigt nicht zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, gleichwohl von einem Immunen keine „Gefahr“ ausgeht. Das einzige, was zählt, ist die Impfung. Doch wer immun ist, ist immun, da braucht es kein weiteres Zutun.
Ganz bewusst habe ich mich entschieden, mich nicht durch Druck und Zwang zu einer Handlung nötigen zu lassen, deren Notwendigkeit ich für mich nicht sehe und der ich nicht zustimmen kann. Vielmehr habe ich den Beschluss gefasst, nicht die Paradigmen zu bestärken, die mir durch Zustimmung zwar die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglichen, aber weiterhin andere Menschen ausschließen und ausgrenzen. Würde ich mich beugen, so würde ich mich selbst und die Grundsätze meines medizinischen Verständnisses verraten. Und so kann ich sagen, dass meine Immunität viel mehr als ein medizinischer Zustand ist. Es ist eine innere Haltung. Sie macht mich stark, widerstandsfähig, angstfrei und hält mich gesund.
*1 https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/749681.html
Dieser Artikel ist im Magazin: Meile bewegt im März 22 mit dem Titel: "Die äußere und die innere Immunität" erschienen.