In meiner Welt herrscht Frieden

 

Wenn ich erwache und in den beginnenden Tag hineinlausche, ist es still. Manchmal besingen die Vögel den Morgen oder ein Auto rauscht in einiger Entfernung vorbei. Während des Frühstücks, schaue ich in den Garten und sehe den Rotkehlchen dabei zu, wie sie ein Bad nehmen oder auf der Suche nach etwas Essbarem über den Rasen hüpfen. Es ist still, wenn mir der Kaffee die Kehle hinunterrinnt, still, wenn ich mein Brot esse, still, wenn ich aus dem Fenster schaue. In meiner Welt herrscht Frieden und das ist gut so.

 

Ich höre schon seit vielen Jahren kein Radio und schaue kein fern mehr. Die Bilder, die ich sehen möchte, suche ich mir selbst aus. Auch die Zeitung habe ich von meinem Küchentisch verbannt. Als ich sie noch las, schmeckten mir die Mahlzeiten nicht mehr. Es hat sich viel verändert und ich schaue jetzt nicht mehr auf das, was mir andere als ihre Wahrheiten verkaufen möchten. Ohne ihre Bilder und Nachrichten bin ich ruhig und zuversichtlich. In meiner Welt herrscht Frieden und das ist gut so.

 

In der Straße, in der ich wohne, ist nicht viel los. Manchmal begegne ich einem Menschen, den ich kenne, manchmal Unbekannten. Alle sind Menschen und alle sind friedlich. Ich grüße jeden und werde zurückgegrüßt. Da ist kein Groll, kein Hass, kein Unmut. Alle wollen nur in Frieden ihren Weg gehen, genauso wie ich. Ich bin niemands Feind, ganz gleich woher er kommt und niemand ist mein Feind. Wir sind alle Menschen und auch wenn wir nicht dasselbe Ziel haben, so gehen wir doch die gleiche Straße entlang. In meiner Welt herrscht Frieden und das ist gut so.

 

Nicht einmal in Zeiten, in denen man uns gesagt hat, es herrsche die Seuche, ist etwas passiert. Natürlich waren um mich herum Menschen erkältet, das ist normal. Sie waren krank und wurden wieder gesund. Manche öfter, manche seltener oder manche gar nicht. Erkältungen sind normal und gehören zum Leben. Aber Erkältungen gibt es nicht mehr. Alles wird heute unter einem Namen zusammengefasst. Wenn man einen Namen hat, dann kann man auch einen Feind benennen. Und wenn man ihn benennen kann, dann kann man ihn auch bekämpfen. Ohne Namen, gebe es auch keine Feinde. Niemand hat jemals gegen einen grippalen Infekt, eine Erkältung oder auch eine Grippe gekämpft. Jeder hätte gewusst, dass er nur verlieren kann. Ich kämpfe nicht gegen Krankheiten, ich stehe sie durch und genese an der Erfahrung, die die Krankheit in sich trägt. In meiner Welt herrscht Frieden und das ist gut so.

 

Wenn ich zum Einkaufen gehe, sehe ich Menschen. Viele halten sich bedeckt. Sie haben in den letzten Jahren verlernt sich der Endlichkeit des Lebens zu stellen. Die Nacktheit ihrer Gesichter, würde ihre Verletzlichkeit sichtbar machen, darum verhüllen sie sich wahrscheinlich. Es ist selten geworden, dass ich beim Einkaufen spreche. Manchmal lächele ich jemanden an und bekomme, wenn es ein aufmerksamer Zeitgenosse ist, auch ein paar Fältchen, um die Augen zurück. Besser als nichts, denke ich dann und fülle meinen Korb mit Waren, deren Angebot zurzeit Zyklen unterliegt, dessen Sinn ich erkennen kann. Ich nehme das, was da ist. Alles geht seinen ruhigen Gang. In meiner Welt herrscht Frieden und das ist gut so.

 

Wenn ich zugewandte Menschen treffe, umarme ich sie. Manchmal halten wir uns länger, manchmal kürzer. Allen tut die Nähe gut. Wir sind freundlich und respektvoll miteinander, lassen den anderen ausreden und hören einander zu. Wir halten zusammen, denn niemand weiß alles oder schafft alles allein. Deshalb reichen wir einander die Hände und helfen uns gegenseitig. Wir leben Lebendigkeit, tanzen, singen und lachen miteinander. Es ist Balsam für unsere Seelen. Unsere Begegnungen gehen in die Tiefe und berühren die Stellen, die sich wund anfühlen und sich nach Zuwendung sehnen. Das fühlt sich gut an. Es gibt uns Kraft und Zuversicht. In meiner Welt herrscht Frieden und das ist gut so.

 

Ich bin gerne in der Natur. Die Pflanzenwelt strahlt Geborgenheit und Ruhe aus. Ich spaziere über Wiesen, an Bächen entlang, durchstreife Wälder und fühle mich wohl. Die Welt ist heil und vollständig, wenn wir sie lassen. Niemals möchte ich eine Waffe in der Hand halten und einem anderen Lebewesen Schmerz oder Leid zufügen. Ich müsste mich und die Bedeutung des Menschseins an sich verloren haben, um diese Grenze zu überschreiten. Jedes Leben ist wertvoll, das eines Tieres, einer Pflanze oder eines Menschen. Waffen töten. Es ist mir unverständlich, wie man das vergessen kann. Wie kann man glauben, dass der Einsatz von Waffen Frieden schafft. Unser Handeln hat Konsequenzen. Immer. Wir entscheiden, welchen Weg wir als Menschheit gehen. In meiner Welt herrscht Frieden und das ist gut so.

 

Frieden beginnt in dir! Wenn alle Menschen sich auf Frieden besinnen, gibt es keinen Krieg.

 

 

Im Sinne eines neuen Miteinanders - Sinnkultur