Kürzlich stellte mir jemand die Frage: „Bist ist du glücklich?“ Ich stockte und war kurz irritiert. Eine solch gewichtige Frage in dieser besonderen Zeit, dachte ich, wie könnte da die passende Antwort lauten? Ich frage mich, ob ich einfach Ja sagen könnte, zum einen, um nicht tiefer ins Thema einsteigen zu müssen und zum anderen, ob es nicht sogar angemessener sei, eine zurückhaltende Antwort zu geben. Sollte ich wirklich Ja sagen, bei all dem, was sich in der äußeren wie auch in meiner persönlichen Welt gerade abspielt. Kriege, Klimahysterie, Informationsflut und Manipulation, Inflation und Korruption, Migration, Terror, Krankheit, Ärger und Ähnlichem. Darf ich bei all dem überhaupt glücklich sein? Glück empfinden, wenn das Unglück doch überall präsent ist? Bevor ich antworten könnte, müsste ich doch zunächst einmal fragen, was Glück den eigentlich ist.
Ist Glück ein Hochgefühl? Ein seltenes, aber dennoch gelegentlich auftretender Augenblick, in dem alles passend scheint. Das Wetter, die Stimmung, die Begebenheiten, sich quasi der perfekte Moment vor meinen Augen präsentiert. Ist es eine kurzzeitig aufblitzende Sensation der Endorphine, ein inneres Überquellen oder die absolute Freude über ein tolles Geschenk, einen Blick in die Weite, eine Umarmung, Meerwasser, das die Füße umspült? Ist es ein Heiratsantrag, die Geburt eines Kindes, sattschwarze Zahlen auf dem Konto, das neue Eigenheim mit üppigem Garten und Pool? Ist die Vorfreude auf eine Reise, die bestandene Prüfung oder Schmetterlinge im Bauch? Ist Glück abhängig vom äußeren Erleben, von Besitz, Wohlstand und optimalen Bedingungen? Nein, das ist es nicht, dachte ich. Ist Glück nicht vielmehr von der Gesundheit abhängig? Ich habe oft gehört, dass das größte Glück des Menschen die Gesundheit ist. Doch ist dem wirklich so? Schließt eine solche Aussage nicht aus, dass auch ein kranker Mensch glücklich sein kann?
Wenn es nicht der Reichtum und auch nicht die Gesundheit ist, was braucht es dann? Braucht Glück ein Gegenüber, eine Begebenheit oder Sache oder ist Glück ein Gefühl, dass sich aus sich selbst heraus generiert? Eines, das einfach so da ist, das nichts braucht, kein äußeres und auch kein inneres Zutun? Erwächst Glück aus dem Zustand der Zufriedenheit, aus einem klaren Ja zum Leben, aus der Abwesenheit von Zweifeln und dem Einverständnis, dass das, was ist, auch sein darf. Entwickelt sich Glück aus dem Vertrauen ins Leben, das alles, was geschieht, einem höheren Sinn und Zweck dient. Einem, den wir vielleicht niemals ergründen, noch verstehen können. Zeigt es sich, wenn wir uns um unseren eigenen inneren Frieden bemühen, statt den Frieden des Umfeldes herbeizusehnen. Wird es sich etablieren, wenn wir mit dem im Einklang sind, was wir denken, sagen und spüren? Ist es gegenwärtig, wenn wir Dinge tun, die uns erfüllen, bei denen wir uns behaglich und wohl fühlen. Darf Glück einfach sein, wenn wir bereit sind, mit ihm zu sein, wenn wir ihm einen Platz in unserem Herzen einräumen, ihm Raum geben, um sich auszuweiten? Ist Glück ein Zustand, eine innere Haltung, auf die wir zurückgreifen, in die wir eintauchen können?
Ja, das ist es, dachte ich. Mit fester Stimme und aus tiefster Überzeugung gab ich meine Antwort: „Ich bin glücklich", sagte ich, "und du?“
Mehr Lesen? Im Auge des Sturms entspannen.